E-Mail-Verteiler
Hier können Sie sich in unseren E-Mail-Verteiler eintragen

Termine

Unterstützt Amerika Al Qaida?

Jürgen Todenhöfer im Interview mit einem Kommandeur der Al Nusra-Front
Jürgen Todenhöfer, Publizist und ehemaliger Bundestagsabgeordneter der CDU, führte in Aleppo ein sehr entlarvendes Interview mit einem Kommandeur von Jabbat Al Nusra, der Al Qaida in Syrien.

Jürgen Todenhöfer
26. September um 18:15 Uhr auf Facebook veröffentlicht


Liebe Freunde,

das ist mein bisher schwierigstes Interview im Syrien-Krieg. Aufgenommen vor 10 Tagen in einem Steinbruch in Aleppo. Im Niemandsland zwischen den Fronten. Unterstützen die USA Al Qaida?

Ein Kommandeur der Al Qaida-Filiale 'Jabhat Al Nusra' packt aus und bekennt offen seine Dankbarkeit gegenüber Saudi-Arabien und - mit Einschränkungen - gegenüber den USA. Wie der IS fordert er einen 'islamischen Staat'. Schroff lehnt er die zum Zeitpunkt des Interviews noch geltende Waffenruhe ab. Genauso wie die geplanten internationalen Hilfslieferungen. Wenn der Hilfs-Konvoi trotzdem komme, werde man seine Fahrer festnehmen.

Unser Gesprächspartner ist Kommandeur von ein paar hundert Mann. Er wurde uns durch einen Jabhat Al Nusra-Rebellen aus Aleppo vermittelt. Er nennt sich uns gegenüber 'Abu Al Ezz'. Wir konnten seine wahre Identität inzwischen präzise recherchieren. 'Abu Al Ezz' ist Kämpfer, kein Funktionär. Er redet nicht um die Dinge herum, sondern nennt sie beim Namen. Von den romantischen Märchen westlicher Politiker über den syrischen 'Freiheitskampf' bleibt nicht mehr viel übrig.

Man kann den Syrienkonflikt nur lösen, wenn man alle wichtigen Konfliktparteien kennt. Das Interview soll dazu einen Beitrag leisten. Mehr nicht. Ich mache mir keine der Äußerungen von 'Abu Al Ezz' zu eigen. Jeder kann und soll sich selbst ein Urteil bilden. Vor allem die verantwortlichen westlichen Politiker. Wissen sie, was sie tun, wenn sie in Syrien Al Qaida und deren Verbündete unterstützen? SCHREIBT MIR EURE MEINUNG!

Euer JT



Interview mit einem Al Qaida Kommandeur in Aleppo, Aleppo 2016

Abu Al Ezz: Wir sind Teil von Al Qaida. Unsere Prinzipien sind:
Bekämpfung der Lasterhaftigkeit, Ehrlichkeit und Sicherheit. Unsere Angelegenheiten und unser Weg haben sich geändert. Zum Beispiel gewährt uns jetzt Israel Unterstützung, da Israel sich im Krieg mit Syrien und der Hezbollah befindet.
Auch Amerika hat seine Meinung über uns geändert. Eigentlich waren der IS und wir eine Gruppe. Aber der IS wurde entsprechend den Interessen der großen Staaten wie etwa Amerika für politische Zwecke benutzt und von unseren Prinzipien weg gelenkt. Die meisten seiner Führer arbeiten mit Geheimdiensten zusammen. Das ist uns klar geworden.
Wir die „Al Nusra Front haben unseren eigenen Weg. Sie waren früher mit uns. Sie waren unsere Unterstützer. Unser Ziel ist der Sturz des diktatorischen Regimes, des Regimes der Abtrünnigen. Unser Ziel ist auch die Durchführung von Eroberungen, wie sie (der große arabische Feldherr) Khaled Al Walid gemacht hat. Erst in der arabischen Welt, dann in Europa.

Jürgen Todenhöfer: Wie ist die Beziehung zwischen Ihnen und den USA? Unterstützen die USA die Rebellen?

Abu Al Ezz: Ja, die USA unterstützen die Opposition, aber nicht direkt. Sie unterstützen die Länder, die uns unterstützen. Aber wir sind mit dieser Unterstützung noch nicht zufrieden. Sie sollten uns mit hochentwickelten Waffen unterstützen.
Wir gewannen Kämpfe dank der „TOW“ - Raketen. Wir haben mit diesen Raketen ein Gleichgewicht mit dem Regime erreicht. Die Panzer haben wir aus Libyen über die Türkei bekommen. Auch die „BMs“-Mehrfachraketenwerfer.
Das Regime übertrifft uns nur mit seinen Kampfflugzeugen, Raketen und Raketenwerfern. Wir haben einen Teil der Raketenwerfer erbeutet und einen großen Teil aus dem Ausland bekommen. Aber wir haben durch die amerikanischen „TOW“- Raketen die Lage in einigen Gebieten unter Kontrolle.

Jürgen Todenhöfer: Wem wurden die gegeben? Haben die USA diese Raketen zunächst an die „Freie Syrische Armee“ gegeben und wurden sie von dort an Euch weiter gegeben?

Abu Al Ezz: Nein, die Raketen wurden uns direkt gegeben. Sie wurden an eine bestimmte Gruppe geliefert.

Als die Castello Road gesperrt war und wir belagert wurden, hatten wir Offiziere aus der Türkei, Qatar, Saudi-Arabien und Amerika.

Jürgen Todenhöfer: Was haben die gemacht?

Abu Al Ezz: Experten! Experten für die Nutzung von Satelliten, Raketen, Aufklärungsarbeiten und thermischen Überwachungskameras.

Jürgen Todenhöfer: Gab es auch amerikanische Experten?

Abu Al Ezz: Experten aus mehreren Ländern.

Jürgen Todenhöfer: Auch Amerikaner?

Abu Al Ezz: Ja. Die Amerikaner stehen auf unserer Seite, aber nicht so, wie es sein sollte.
Zum Beispiel wurde uns folgendes gesagt: Wir müssen das „Batallion 47“ einnehmen.

Wir haben von Saudi-Arabien 500 Millionen (syrische Lira) bekommen.
Für die Übernahme der Infanterie-Schule in „Al Muslimiya“ vor Jahren, bekamen wir aus Kuwait 1,5 Millionen kuwaitische Dinar und aus Saudi-Arabien fünf Millionen Dollar.

Jürgen Todenhöfer: Von den Regierungen oder von Privatpersonen?

Abu Al Ezz: Von den Regierungen.

Jürgen Todenhöfer: Der Kampf ist schwierig, das Regime ist stark und bekommt Unterstützung aus Russland...

Abu Al Ezz: Wir werden kämpfen bis zum Sturz des Regimes. Wir werden Russland und den Westen bekämpfen, da der Westen nicht auf unserer Seite steht.
Der Westen schickt uns Mujahedin, er erleichtert diesen Kämpfern den Weg. Warum unterstützt der Westen uns nicht richtig?
Wir haben viele Kämpfer aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Amerika., aus allen westlichen Ländern.

Jürgen Todenhöfer: Sie haben Kämpfer aus Europa in Aleppo bei der “ Al Nusra-Front“?

Abu Al Ezz: Viele, viele, viele!

Jürgen Todenhöfer: Wieviele?

Abu Al Ezz: Viele.

Jürgen Todenhöfer: Was denken Sie über den Waffenstillstand?

Abu Al Ezz: Wir erkennen den Waffenstillstand nicht an. Wir werden unsere Gruppen umverteilen Wir werden in den nächsten, in wenigen Tagen einen überwältigenden Angriff gegen das Regime durchführen. Wir haben unsere Streitkräfte in allen Provinzen, in Homs, Aleppo, Idlip und Hama umgruppiert.

Jürgen Todenhöfer: Und sie wollen nicht, dass die 40 LKW Hilfslieferungen in den östlichen Teil Aleppos bringen?

Abu Al Ezz: Wir haben Forderungen: Solange sich das Regime entlang der Castello Road im Al Malah und in den nördlichen Gebieten befindet, werden wir diese LKW nicht herein lassen. Das Regime muss sich aus allen Gebieten zurückziehen, damit wir die LKW herein lassen.
Wenn ein LKW trotzden herein fährt, werden wir ihn verhaften.

Jürgen Todenhöfer: Warum habt Ihr Euch einen Kilometer oder 500 Meter von der Castello Road zurückgezogen?

Abu Al Ezz: Das Regime hat gegen uns hochentwickelte Waffen verwendet. Wir haben einen Rückschlag erlitten. Daher haben wir uns stillschweigend zurückgezogen, um uns zu erholen und das Regime erneut angreifen zu können. Aber dieser Angriff muss zum Sturz des Regimes führen.

Jürgen Todenhöfer: War es also ein Trick, eine militärische Taktik?

Abu Al Ezz: Ja, eine militärische Taktik.

Jürgen Todenhöfer: War das Ziel der militärischen Taktik der Erhalt von Nahrungsmitteln oder die Umverteilung von Kämpfern?

Abu Al Ezz: Wir waren mit dem Waffenstillstand nicht einverstanden.

Jürgen Todenhöfer: Gilt das nur für die „Al Nusra- Front“ oder für alle anderen Gruppen?

Abu Al Ezz: Das ist gültig für alle mit uns integrierten Gruppen, die unsere Verbündeten sind.

Jürgen Todenhöfer: Islamische Front? Islamische Armee?

Abu Al Ezz: Die sind alle mit uns. Wir alle sind die „Al Nusra- Front“ . Eine Gruppe wird gebildet und nennt sich „Islamische Armee“ oder „Fateh Al Scham“. Jede Gruppe hat einen anderen Namen, doch der Glaube ist einheitlich. Eine Person hat zum Beispiel 2000 Kämpfer. Dann bildet sie aus dieser eine neue Gruppe heraus und nennt diese „Ahrar Al Scham“, Brüder, deren Glaube, Gedanken und Ziele identisch mit der „Al Nusra-Front" sind.

Jürgen Todenhöfer: Ist das Ihre Meinung oder auch die Meinung der höheren Führungsebenen?

Abu Al Ezz: Das ist die allgemeine Meinung. Aber, wenn ein Mensch zu Ihnen kommt, und aus dir einen „moderaten Kämpfer“ macht, und dir Essen und Trinken anbietet, akzeptieren Sie das, oder nicht?

Jürgen Todenhöfer: In diesem Krieg wurden 450.000 Menschen getötet. Ich war in Aleppo und in Homs. Viele Teile sind zerstört. Wenn das Regime, die Russen und Sie weiter kämpfen, wird das ganze Land zerstört sein. Millionen Tote.
In Deutschland hatten wir einst den 30ig jährigen Krieg.

Abu Al Ezz: Wir sind seit nur 5 Jahren im Krieg. Das ist im Vergleich wenig.

Jürgen Todenhöfer: Würden Sie jemand aus dem Assad-Regime in einer Übergangsregierung akzeptieren?

Abu Al Ezz: Wir akzeptieren niemand aus dem „Assad-Regime“ oder von der „Freien Syrischen Armee“, der als moderat bezeichnet wird.
Unser Ziel ist der Sturz des Regimes und die Gründung eines Islamischen Staates (gemäß der islamischen Scharia)

Jürgen Todenhöfer: Die Leute von Aloush, die zur Verhandlung nach Genf gereist sind, verhandeln über eine Übergangsregierung.

Abu Al Ezz: Es gibt in Syrien Söldner. Aloush kämpft mit der „Al Nusra-Front“. Die Gruppen, die die Türkei aufgenommen hat und aus denen sie eine moderate „Freie Syrische Armee“ gemacht hat, waren vorher mit der „Al Nusra-Front“. Diese Leute sind schwache Menschen. Sie haben viel Geld bekommen, sie haben sich verkauft, sie müssen die Befehle ihrer Unterstützer durchführen.

Jürgen Todenhöfer: Die „Islamische Armee“ und die „Islamische Front“ verhandeln in Genf.

Abu Al Ezz: Weil ihre Führer im Westen produziert wurden. Sie werden von den westlichen Geheimdiensten und von den Geheimdiensten der Golfstaaten betreut und bezahlt, damit sie die Ziele dieser Länder verwirklichen.

Wir sind hier auf der vordersten Beobachtungsstation im Gebiet „ Scheikh Said“. Dieses Gebiet ist unter unserer Kontrolle. Hinter den Häusern und Al Majbal sind die Regime-Soldaten. Unsere Streitkräfte sind 200 m von hier entfernt.