USA, Irak, Iran: Trump dreht weiter an der Eskalations-Spirale
03. Jan 2020Erich Gysling schreibt für die online-Plattform Infosperber über die Hintergründe des US-Drohnenangriffs auf den iranischen General Soleimani.
Auszüge aus dem Artikel: USA, Irak, Iran: Trump dreht weiter an der Eskalations-Spirale

Die Ermordung des iranischen Generals Soleimani ist eine beispiellose Eskalation im unerklärten Krieg zwischen den USA und Iran.
"Qassem Soleimani hatte innerhalb der Hierarchie faktisch die Rolle eines Verteidigungsministers. Er unterstand direkt dem obersten geistlichen Führer Irans und kommandierte die Auslandoperationen der so genannten al-Quds-Brigaden in Irak und Syrien mit einer geschätzten Stärke von 15’000 Mann. Weil er entscheidend an der Zerschlagung der Terror-Organisation des Islamischen Staats IS beteiligt war, erhielt er einst auch Lob aus den USA. (...)"
Irak in der Zwickmühle zwischen den USA und Iran
"(...) Iraks Regierung versucht seit Jahren in einem eigentlich unmöglichen Balance-Akt, gute Beziehungen sowohl zu Washington als auch zu Teheran zu unterhalten. Mit den USA schloss sie Abkommen, welche u.a. die Stationierung von 5200 US-Soldaten betreffen. (...)Als die Amerikaner vor wenigen Tagen, als Vergeltung für die Attacke durch eine schiitische Miliz, aus der Luft 25 Iraker umbrachten und 50 weitere verletzten, schien für die provisorische Regierung in Bagdad eine «rote Linie» in Greifnähe: der Übergangs-Premier äusserte, er werde das Stationierungs-Abkommen mit den USA «überdenken». (...)"
Von Iran unterstützte Milizen sind Teil der irakischen Armee
"(...) ungeachtet einer von den USA (16 Jahre lang!) mit hunderten Milliarden finanzierten Aufbauhilfe für die Armee Iraks sind die regulären Truppen nicht in der Lage, auch nur minimalste Sicherheit für die Bevölkerung zu garantieren. Die Regierung in Bagdad ist auf die Hilfe der Milizen angewiesen – und bei den Milizen handelt es sich nicht um Mini-Einheiten von ein paar hundert Mann, sondern total um geschätzte 100 000 bis 120 000 kampfbereite Männer."
Eine der Milizen bekämpft seit Jahren die US-Truppen im Irak "(...) Eine der vielen Milizen nennt sich «Kata’ib Hizballah» («Brigaden der Partei Allahs»). Sie engagiert sich seit Jahren gegen die US-Truppen in Irak. Wird wenigstens sie von der Regierung in Bagdad in Schranken gewiesen? Kaum, denn die «Kata’ib Hizballah» kann ihrerseits auf relativ breite Solidarität innerhalb des erwähnten 40-Milizen-Spektrums der «hashd ash-Sha’bi» zählen."
Landesweite Proteste (im Irak) richteten sich gegen drei Zielscheiben
"(...) 1. gegen die eigene Regierung, der, gewiss zu Recht, Korruption vorgeworfen wird;
2. gegen den Iran, dessen Einfluss in Irak in den letzten Jahren immer mehr angewachsen ist;
3. gegen die USA, denen viele Iraker Eigenmächtigkeit und Mitschuld an der wirtschaftlichen Misere vorwerfen.
Die Haltung gegenüber Iran allerdings ist zwiespältig: Alle wissen, dass die irakische Wirtschaft zu einem grossen Teil von Iran abhängig ist. Die Iraner können so ziemlich alles Notwendige liefern, von Lebensmitteln bis zu Ausrüstungsgütern, Autos und Infrastruktur-Anlagen. (...)"
