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Netzwerk des Todes und Meister des Todes

In ihrem Politthriller Netzwerk des Todes beschreiben Jürgen Grässlin, Daniel Harrich und Danuta Harrich Sandberg die kriminellen Verflechtungen der Waffenindustrie mit den Behörden. In Ländern wie Mexiko, Sudan oder Kolumbien - wo es zu Polizeigewalt, Mafiakriegen und blutigen Konflikten kommt, finden sich erschreckend oft deutsche Kleinwaffen von Heckler und Koch, Carl Walther, Sig Sauer oder Fritz-Werner wieder. Kleinwaffen sind laut UNICEF die Massenvernichtungswaffen unserer Zeit. Sie wandern von einem Einsatzort zum nächsten. Weltweit sind etwa 900 Millionen Kleinwaffen im Umlauf. Auch dort, wo nach Gesetzeslage keine Waffen aus deutscher Produktion sein dürften, tauchen sie auf. Es muss also Grauzonen, Schlupflöcher, kriminelle oder zumindest halb kriminelle Geschäftspraktiken geben.
Dazu werden in einer Chronik des skrupellosen Geschäfts Fakten durch Originaldokumente, Interviews und andere persönliche Stellungnahmen erhärtet.

Neben dem Buch hat Daniel Harrich den Spielfilm " Meister des Todes" produziert. Der Film wurde im September 2015 beim Themenabend im Ersten gezeigt. Danach gab es eine kurze Dokumentation zu den Hintergründen des Films.

Aktuell gibt es einen wichtigen Etappenerfolg der Friedens- und Menschenrechtsbewegung im Fall illegaler G36-Gewehrexporte nach Mexiko: Das Landgericht Stuttgart hat das Hauptverfahren gegen fünf ehemalige Verantwortliche von Heckler & Koch eröffnet! Dazu ein Kommentar von Jürgen Grässlin, der die Anzeige erstattet hatte.

Freiburg, den 19. Mai 2016

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde!

In seiner Verzweiflung nahm ein Insider von Heckler & Koch im Frühjahr 2009 mit mir Kontakt auf. Sein Vorwurf lautete: Tausende hochmoderner G36-Sturmgewehre seien in den vergangenen Jahren mit Wissen der H&K-Führungsebene in verbotene Unruheprovinzen Mexikos exportiert worden. Er habe das Unternehmen daraufhin verlassen.

Die intensive Prüfung der vorgelegten Dokumente erhärtete diesen Verdacht massiv. Am 19. April 2010 erstattete ich über meinen Tübinger Rechtsanwalt Holger Rothbauer Strafanzeige, anfangs gegen neun Verantwortliche bei H&K. Zahlreiche Strafanzeigenerweiterungen folgten in den kommenden Jahren (mehr Beschuldigte, mehr Kriegswaffenexporte etc.).

Im Herbst 2015 erhob die Staatsanwaltschaft Stuttgart Anklage gegen mehrere vormalige H&K-Mitarbeiter. Am 18. Mai 2016 – mehr als sechs Jahre nach Strafanzeigenerstattung – verkündete die 13. Große Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Stuttgart die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen fünf frühere H&K-Beschäftigte. Sobald es zum Hauptsacheverfahren kommt, werden zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte von Heckler & Koch zwei ehemalige Geschäftsführer vor Gericht stehen – unter ihnen Peter Beyerle, früherer Präsident des Landgerichts in Rottweil (mit Zuständigkeit für Oberndorf / H&K).

Hierzu erkläre ich als Anzeigenerstatter:

1. Das Vorgehen der CDU/CSU/FDP-geführten Bundesregierung, die Jahrzehnte währende Praxis der Rüstungsexportpolitik zum Wohle der Waffenindustrie erleichtern zu wollen, ist folgenschwer gescheitert. Erstmals war 2006 bis 2009 der Versuch unternommen worden, einen Staat in unsichere und sichere – und deshalb mit Kriegswaffen belieferbare – Provinzen einzuteilen. Das Testfeld Mexiko steht einmal mehr für die voraussehbare Nichteinhaltung unterzeichneter Endverbleibserklärungen – mit tödlichen Folgen.

2. Sobald Zeugen im Hauptverfahren der 13. Große Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Stuttgart vernommen werden – von denen einige vollumfänglich aussagen wollen – wird klar, was wir Autoren im Enthüllungsbuch „Netzwerk des Todes. Die kriminellen Verflechtungen von Waffenindustrie und Behörden“umfassend veröffentlich haben: die aktive Verwicklung er Rüstungsexport-Kontrollbehörden Bundeswirtschaftsministerium und Bundesausfuhramt in den widerrechtlichen Waffendeal.

3. Dass die Staatsanwaltschaft München zurzeit gegen uns drei Buchautoren – Daniel Harrich, Danuta Harrich-Zandberg und mich – wegen der auszugsweisen Veröffentlichung von Aussagen und Teilen von Dokumenten Ermittlungen eingeleitet hat, ist stellt einen Frontalangriff auf die Pressefreiheit und damit einen Justizskandal par excellence dar!

4. Auch wenn die vielzähligen Opfer der G36-Gewehrbeschüsse durch hochkorrupte Polizisten und Mafiamitglieder in mexikanischen Unruheprovinzen nicht wieder zum Leben erweckt werden können, so wäre die Verurteilung der Schuldigen ein bedeutender Beitrag zu mehr Gerechtigkeit.

Jürgen Grässlin, Strafanzeigenerstatter, Sprecher der Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und Vorsitzender des RüstungsInformationsBüros (RIB e.V.); Autor des Buches „Schwarzbuch Waffenhandel. Wie Deutschland am Krieg verdient“ (Heyne / München 2013) und gemeinsam mit Daniel Harrich und Danuta Harrich-Zandberg Mitautor von „Netzwerk des Todes. Die kriminellen Verflechtungen von Waffenindustrie und Behörden“ (Heyne / München 2015) mit umfassenden Informationen zu den Machenschaften von Heckler & Koch und dem widerrechtlichen Mexiko-G36-Deal.


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