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Pressemitteilung vom 8. Dezember 2015


Ecuadors Botschafter Jorge Jurado beim 22. Friedensratschlag

Foto: Gisela Blomberg
"Welchen Beitrag leistet Lateinamerika zur Überwindung der unipolaren Weltordnung?", zu diesem Thema sprach der Botschafter der Republik Ecuador in Deutschland, Jorge Jurado, während des Friedensratschlags am 6. Dezember in der Universität Kassel. In einer Pressemitteilung der Botschaft Ecuadors heißt es:

Während dieser Konferenz, die vom 5. bis 6. Dezember in Anwesenheit von mehr als 450 Wissenschaftlern und Friedensaktivisten stattfand, präsentierte der Botschafter das Beispiel Lateinamerikas und besonders Ecuadors bezüglich Flucht und Migration: "Ecuador ist das Land in Lateinamerika, das am meisten Flüchtlinge aufgenommen hat. Ecuador richtet sich nach den verfassungsmäßigen Prinzipien der Nicht-Zurückweisung des Asylbewerbers an der Grenze und der Nicht-Strafbarkeit des illegalen Grenzübertritts oder illegalen Aufenthalts, außerdem nach dem Grundsatz der Nicht-Diskriminierung von Migranten." Bezüglich des politisch-historischen Kontextes der aktuellen Flüchtlings- und Migrationskonflikte in Europa rief Botschafter Jurado die "hegemoniale Einmischung der Machtzentren" in Erinnerung. Gleichzeitig betonte er die "Auflösung institutioneller Strukturen und den Verfall des Sozialgefüges" aufgrund ausländischer Interventionen betont.

Jurado erläuterte die Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten CELAC als regionalen politischen Koordinations- sowie Kooperationsmechanismus. Zudem schilderte er die wichtige Rolle der Union Südamerikanischer Nationen UNASUR als Raum lateinamerikanischer Integration in den Bereichen Sozialpolitik, Bildung, Infrastruktur, Finanzierung und Umwelt: "Das gemeinsame Ziel ist Ungleichheiten aus der Welt zu schaffen, die Demokratie zu stärken und die Asymmetrien zu verringern, durch die neue regionale Finanzarchitektur, die Bank des Südens und den Fonds des Südens; zusätzlich die Erschaffung einer regionalen Währung, eines eigenen Zahlungssystems und der Einrichtung der Südamerikanischen Schiedsgerichtsstelle".

Dieses Jahr beriet der Friedensratschlag in Kassel auch über die TTIP-Verhandlungen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten. Diesbezüglich hob der Botschafter in seiner Rede hervor, was Präsident Rafael Correa in Paris während der gegenwärtig stattfindenen UN-Klimakonferenz COP21 sagte: "Es gilt, einen internationalen Umweltgerichtshof einzurichten, welcher Verletzungen der Rechte der Natur sanktionieren und Verpflichtungen hinsichtlich der ökologischen Schuld und des Verbrauchs von Umweltgütern erstellen sollte. Nichts rechtfertigt, dass wir Gerichte haben, um Investitionen zu schützen und die Bezahlung von Finanzschulden zu erzwingen, wir aber keine Gerichte haben, um die Natur zu schützen und die Bezahlung ökologischer Schulden zu erzwingen." Der Botschafter schloss seinen Beitrag ab, indem er betonte, dass die Multipolarität an sich kein Selbstzweck sei, sondern ein Mechanismus, um eine gerechtere Weltordnung zu erreichen.

Nach Beendigung dieser seit 1994 jährlich stattfindenden Veranstaltung wies der Sprecher des Kasseler Friedensforums, Frank Skischus, darauf hin, dass die Abschlussrede des Botschafters zu großem Enthusiasmus unter den Teilnehmern führte, denn der Botschafter erklärte auch, warum Ecuador heute ein weltweites Vorbild für antizyklische, gerechte Politik darstellt: Er nannte das Beispiel des kürzlich anerkannten Rentenanspruchs von nicht bezahlter menschlicher Arbeit, insbesondere Haushaltsarbeit, und erwähnte die Lohndifferenzgrenze zwischen höchsten und niedrigsten Gehältern.

Botschafter Jurado nahm die Einladung der Veranstalter, Bundesausschuss Friedensratschlag, AG Friedensforschung sowie Kasseler Friedensforum, an, wobei insgesamt Vertreter von 150 deutschen Friedensinitiativen anwesend waren und die über internationale Vernetzung mit weiteren Friedensgruppierungen aus Österreich, der Schweiz, Frankreich, Belgien und den USA zusammenarbeitet.


Botschaft von Ecuador in Deutschland
http://alemania.embajada.gob.ec/
Joachimsthaler Str. 12, 10. OG, 10719, Berlin. Tel.: 030-800-9695, Fax: 030-800-969699



Bilder:
Foto: Gisela Blomberg