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Kasseler Ostermarschreden 2019

Redebeiträge vor dem Rathaus von Walter Listl (Sozial-ökologische Wirtschaftsforschung), Dr. Marlis Wilde-Stockmeyer (Stadträtin) und von Toni (Fridays for Future).

Walter Listl:

Liebe Freundinnen und Freunde,

in der Süddeutschen Zeitung vom 29./30. März vor einem Jahr schrieb Willi Winkler: „Ostermarsch im Gänseschritt – die Friedensbewegung leidet, weil es keinen klaren Gegner gibt“

Stimmt das wirklich?

Sind der Friedensbewegung die Gegner abhanden gekommen?
Nein – nie gab es mehr Gründe gegen Krieg und Rüstungswahnsinn auf die Straße zu gehen.
  • Da ist der Krieg Saudi Arabiens und seiner Kriegskoalition gegen den Jemen und die damit verbundene weltweit größte humanitäre Katastrophe.
  • Da sind die Waffenexporte Deutschlands an kriegführende Staaten wie die Türkei oder Saudi Arabien.
  • Da sind die Atomwaffen auf deutschem Boden und deren geplante Modernisierung.
  • Da ist die geplante Verdoppelung des deutschen Rüstungshaushalts.
  • Da ist der verbrecherische Drohnenkrieg den die USA von Deutschland aus führen.
  • Da ist der neue kalte Krieg und die Hetze gegen Russland.
  • Und da ist unsere Angst, dass wir wie in einer Vorkriegszeit leben.
  • Uns macht Angst, dass mit der Kündigung des INF-Vertrags die Gefahr besteht, dass atomarer Mittelstreckenraketen in Europa stationiert werden.

Uns empört, dass Deutschland und die EU die Kriegs- Sanktions- und Boykottpolitik der US-Regierung mitmacht.

Venezuela ist dafür nur ein Beispiel.
Nein - Der Friedensbewegung ist nicht der Gegner abhanden gekommen
Unser Gegner ist eine kannibalische Weltordnung in der Umweltzerstörung, Krieg und Armut fast 70 Millionen Menschen in die Flucht treibt, tausende im Mittelmeer ertränkt werden und die Zahl der Hungernden weltweit auf nun 815 Millionen Menschen angestiegen ist.

Wir gehen auf die Straße für eine Welt ohne Krieg und ohne Ausbeutung von Mensch und Natur,
für eine solidarische Gesellschaft, in der die Würde aller Menschen, die hier leben unantastbar ist.

Die Botschaft unserer Ostermärsche ist:
Macht Schluss mit dem mörderischen Rüstungswahnsinn.
Wenn wir überleben wollen brauchen wir Frieden und Abrüstung,
Solidarität und Klimagerechtigkeit!
Und es muss Schluss sein mit einem kapitalistischen Wachstumswahn, der die menschlichen Lebensgrundlagen dieses Planeten ruiniert.

Seit Wochen gehen SchülerInnen auf die Straße, um gegen das Versagen der Politiker und ihre verantwortungslose Klimapolitik zu protestieren.
Neulich präsentierten Vertreterinnen der Schüler FfF ihre Forderungen auf einer Pressekonferenz.
Kernsatz:
„Die Klimakrise stellt für die Stabilität der Ökosysteme unseres Planeten und für Millionen von Menschen eine existenzielle Bedrohung dar. Eine ungebremste Erderwärmung ist eine enorme Gefahr für Frieden und Wohlstand weltweit.“
Damit wird klar:
Die Klimakrise ist ursächlich für andere Krisenerscheinungen,
für Armut, Hunger und Flucht,
für Gewaltkonflikte, neue Aufrüstung und Kriege
Es wird immer deutlicher:
Dieses kapitalistische Produktions- und Konsumtionsmodell ist eine Kriegserklärung an Menschen und Natur.
Dieses Produktions- und Konsumtionsmodell muss geändert werden, wenn der Planet bewohnbar bleiben soll.
Das ist die Botschaft von FfF
Und um die notwendigen Veränderungen, eine sozial-ökologische Transformation zu finanzieren und zu realisieren, muss der gefährliche und kostspielige Aufrüstungskurs beendet werden.
Denn - Rüstung und Krieg sind die größten Klimakiller.
Klimaschutz braucht Abrüstung!
Schon jetzt geben wir in diesem Land drei mal mehr Geld aus fürs Militär wie für Bildung.
Da ist es kein Wunder, wenn Lungenärzte nicht rechnen können.
Das 2%-Ziel von Frau von der Leyen bedeutet eine Verdoppelung der Rüstungsausgaben auf fast 80 Mrd. Euro.
Und im Koalitionsvertrag steht, man will dem „Zielkorridor der Vereinbarungen in der NATO folgen.“
Man hat es ja mitbeschlossen.
Die Kritik der USA und der NATO, Deutschland würde das 2% Ziel nicht einhalten soll vergessen machen, dass die Bundeswehr mächtig aufgerüstet wurde und wird und sich diesem Ziel nähert.
In den letzten zwei Jahren stieg der Rüstungshaushalt der BRD um 16% auf über 43 Mrd.
Der Rüstungshaushalt steigt damit doppelt so stark wir der Gesamtetat.
Die Bundeswehr ist an 14. Auslandseinsätzen beteiligt (bisher über 20 Mrd.)
Die BRD ist weltweit viertgrößter Waffenexporteur.

Allein 2018 erteilte die Bundesregierung Exportgenehmigungen für das Kopfabschneidersystem Saudi Arabien in Höhe von 400 Mrd.Euro.
Jetzt haben Deutschland und Frankreich verabredet, ein neues Kampfflugzeug zu bauen sowie einen neuen Kampfpanzer und ein gemeinsames Artilleriesystem. In Europa sollen Tausende von Panzern ersetzt werden.

KMW-Boss Haun hat schon mal nachgerechnet:
„5.000 neue Panzer mal 15 Millionen Euro, da bin ich bei 75 Milliarden. Und wenn ich über (Panzer-) Haubitzen rede, bin ich schnell bei weiteren 40 Milliarden … Das sind Megathemen mit einem Gesamtvolumen von über 100 Milliarden Euro bis 2050“.

Auch eine neue Generation von Kampfflugzeugen wird entwickelt: von der Airbus Defence und dem französischen Flugzeugkonzern Dassault. „Dieser Auftrag soll ein Volumen von rund 500 Milliarden haben“, schreibt das Handelsblatt.

Das sind die Gelder, die anderswo fehlen:
In der Pflege, beim Bau von Sozialwohnungen, in der Bildung und beim sozialökologischen Umbau der Wirtschaft

Was wir brauchen sind nicht 2% vom BIP für die Rüstung,
sondern 2% vom BIP für den sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft.
Stattdessen forciert die BRD die Osterweiterung der NATO.
Deutschland spielt eine unrühmliche Rolle bei der militärischen Einkreisung Russlands durch die NATO.
Mit dem größten Militäraufmarsch seit dem zweiten Weltkrieg rückt die NATO an die Westgrenze Russlands vor und deutsche NATO- Panzer stehen 75 Jahre nach dem deutschen Überfall wieder an den Grenzen Russlands.
Entgegen den Zusicherungen der NATO-Staaten im Zuge der Widervereinigung, die NATO werde sich nicht nach Osten ausdehnen, wurden 13 osteuropäische Staaten in die NATO aufgenommen.
Damit sieht sich Russland zunehmend von NATO-Stützpunkten umgeben.
Die Nato-Osterweiterung, die Stationierung von Nato-Raketen auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Paktes, der Versuch, die Ukraine in die Nato zu einzugliedern und einen sog. Raketenabwehrschirm aufzubauen, das alles sind Bestandteile einer abenteuerlichen Kriegsvorbereitung.
Wir sagen:
Frieden in Europa gibt es nur mit - und nicht gegen Russland!
Gleichzeitig ist Deutschland an der Vorbereitung von Atomkriegen beteiligt.
Zwar - hat Deutschland 1974 den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben,
Zwar - hat der Bundestag 2010 mit großer Mehrheit den Abzug dieser Atomwaffen gefordert.
Aber immer noch lagern in Büchel amerikanische Atomwaffen, und werden jetzt modernisiert, miniaturisiert, damit sie auch unterhalb der Schwelle eines großen Atomkrieges einsatzfähig sein sollen.
Und mit deutschen Tornados werden Atomwaffeneinsätze geübt.

Deshalb ist die Losung vieler OM-Aufrufe:
Alle Atomwaffen raus aus Deutschland – für eine atomwaffenfreie Welt!
Deutschland ist die wichtigste Drehscheibe für den blutigen globalen Drohnenkrieg der USA
Von Ramstein aus steuern amerikanische Soldaten den weltweiten Drohnenkrieg.
Beim Drohnenkrieg geht es um außergerichtliche Hinrichtungen, die gegen Völkerrecht wie deutsches Recht verstoßen
Die tödlichen Einsätze US-amerikanischer Kampfdrohnen hatten bisher zehntausende Todesopfer zur Folge – die absolute Mehrheit der Opfer waren unbeteiligte Zivilisten.
Untersuchungen von Menschenrechtsorganisationen belegen, dass für jede ermordete "Zielperson" durchschnittlich 28 Unbeteiligte, darunter viele Kinder, getötet worden sind.
Und die Zielpersonen werden ohne Prozess nach Listen vom CIA und den US-Militärdiensten ausgewählt
Die USA entscheiden, wer Terrorist ist und ermorden diese Personen überall auf der Welt nach Gutdünken.
Man stelle sich vor, Russland oder China würden so verfahren.
Welchen Aufschrei gäbe es da.
Deshalb sagen wir
  • Schluss mit dem verbrecherischen Drohnenkrieg und der deutschen Komplizenschaft
  • Nein zur weiteren Aufrüstung
  • Nein zu allen Atomwaffen
  • Deutschland raus aus der NATO
  • Ja zu Frieden mit Russland
  • Ja zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen
  • Wir wenden uns gegen ein kapitalistisches System, das millionenfaches Flüchtlingselend produziert.
  • Und - Wir wenden uns gegen jeden Versuch, die Armen in unserem Land gegen die noch Ärmeren, die Flüchtlinge – die Verdammten dieser Erde – auszuspielen.

Der finstere Widergänger der Losung „America first“ ist die Losung rechter Demagogen wie der AfD:
Deutsche Arme zuerst !
Wir dürfen nicht zulassen, dass die wachsende Armut hierzulande dazu missbraucht wird, um den noch Ärmeren, den hier Schutzsuchenden ein Leben in Würde und Sicherheit zu verweigern.
Diese Menschen kommen hierher, weil durch Kriege, Umweltzerstörung und wachsende Armut ihre Lebensgrundlagen zerstört werden.
Und - Es sind auch deutsche Waffenexporte, die Kriege in aller Welt befeuern und ein Millionenheer von Flüchtlingen schaffen
Diese Flüchtlinge sind hier, weil ein profitorientiertes Wirtschaftssystem ihre Lebensgrundlagen zerstört.
Und für diese Zerstörung sind deutsche Waffenexporte, ein ungleicher Handel und die Unterstützung despotischer Regimes mitverantwortlich.
Wenn man sich weigert, den obszönen Reichtum einiger weniger angemessen zu besteuern – dann soll man uns nichts davon erzählen, dass dieses Land von den hier Schutzsuchenden überfordert wäre.
Deshalb sagen wir: Schluss mit der rassistischen Hetze gegen Flüchtlinge.
Flüchtlinge sind keine Konkurrenten um die knappen bezahlbaren Wohnungen oder um Arbeitsplätze, um Bildung und staatliche Fürsorge.
Nein - sie sind unsere Verbündeten für die Kämpfe um mehr bezahlbare Wohnungen und sichere Arbeitsplätze für alle, für ein sicheres und menschenwürdiges Leben für alle.

Jetzt wird uns auf vielen Europawahlplakaten das „Friedensprojekt“ Europa angeboten.
Um welche Art Friedensprojekt es sich dabei handelt hat die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer klar gemacht.
Sie schlägt – mit Unterstützung der Kanzlerin - einen europäischen Flugzeugträger vor.
Man hat den Eindruck der politische Irrsinn galoppiert.
Ich hätte einen Vorschlag zu echter Rüstungkonversion:
Vielleicht sollten die Verantwortlichen für den Bau des Berliner Hauptstadtflughafens die Gorch Fock zum Flugzeugträger umbauen
Das wäre ein Schritt zu echter Abrüstung!
Nein - heute ist Europa kein Friedensprojekt sondern die EU ist Motor der Militarisierung Europas und für das Massensterben im Mittelmeer verantwortlich.
  • Wir wollen ein Europa der Solidarität mit legalen Einreisemöglichkeiten für diejenigen, die vor Krieg, Hunger und Armut fliehen.
  • Wir wollen ein demokratisches Europa, das die sozialen Rechte der Menschen garantiert, anstatt die Profite der Banken und Konzerne zu fördern.
  • Wir wollen ein Europa, dass dazu beiträgt, die weltweite soziale Ungleichheit zu beseitigen und ernsthafte Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe ergreift.
  • Wir wollen ein Europa ohne Atomwaffen und ohne neue Mittelstreckenraketen

Unsere Stimme gegen nationalistische Hetze ist eine Stimme für ein Europa ohne Wettrüsten, Handelskriege und Sanktionen.
„Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen.“
Dieses Zitat des französischen Politikers Jean Jaurès zeichnet zwar ein anschauliches Bild, trifft die Sache aber nicht genau.
Kriege werden von Menschen gemacht und können von Menschen verhindert werden. Sie entstehen eben nicht naturnotwendig, wie der Regen.
Regen ist nicht verhinderbar, Krieg schon.
Lasst uns weiter daran arbeiten.

Vielen Dank!
 
Walter Listl ist aktiv beim „ISW“ sozial-ökologische Wirtschaftsforschung in München.


Dr. Marlis Wilde-Stockmeyer:

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter beim Kampf zum Erhalt unserer einen Welt!

Wir haben nur diese eine Welt. Und wir wollen, dass alle Menschen gut und sicher leben können und nicht nur eine sehr kleine Minderheit, die auf Kosten der Vielen mit immer neuen Tricks alles an sich raffen will. Zerstörung des Klimas, Zerstörung durch Kriege, Zerstörung durch Ausbeutung von Menschen und Rohstoffen sind für sie lediglich Kollateralschäden. Das dürfen wir nicht zulassen. Wir müssen deutlicher und lauter werden!
Eine Folge dieser Ungerechtigkeiten, dieser Verbrechen sind die vielen, vor dem Elend fliehenden Menschen.
Ich betone, Flüchtlinge sind eine Folge davon. Die Politik in Europa bekämpft aber immer mehr die Flüchtlinge statt die Fluchtursachen. Damit werden dann Stimmungen gemacht, rechtsextreme Parteien bekommen mehr Zulauf. Vom rechten Rand bewegen sie sich immer stärker in die Mitte der konservativen Parteien. Oder ist es umgekehrt? Bewegt sich die Mitte schon hin zum rechten Rand?

Die Auswirkungen für die Flüchtlinge sind jedenfalls lebensbedrohlich!!!

Flüchtlinge ertrinken im Mittelmeer. Warum? Die “Festung Europa” wird immer stärker ausgebaut, damit die Flüchtlinge unsere Grenzen nicht erreichen. Wenn sie in die schon überfüllten Lager auf griechischen Inseln oder in Italien oder in Spanien ankommen, sofern sie es überhaupt bis dahin schaffen, sind sie für deutsche Regierungen unsichtbar. Auch die Medien berichten kaum darüber. Es scheint nicht unser Problem zu sein, wenn sie ertrinken. Ständig steigen die Zahlen der im Mittelmeer ertrinkenden Menschen. Das Mittelmeer wird zum Massengrab.

Aber es gibt auch unabhängige Rettungsorganisationen, die nicht wegschauen, die helfen wollen, die mit Menschlichkeit reagieren, die flüchtende Menschen mit ihren Schiffen vor dem Ertrinken im Mittelmeer retten wollen. Sie befinden sich im Einklang mit der “Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte”, wie sie am 10. Dez.1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen unter dem Eindruck des 2. Weltkriegs verkündet wurden und die natürlich auch für Deutschland gelten.

Der 1. Satz von Artikel 1 heißt:

“Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.”

Dieser Satz gilt offensichtlich für viele Regierende nicht mehr. Denn es geht fast nur noch um Abschottung und nicht um Rettung. Die EU-Marine-Mission “Sophia” wurde vor kurzem eingestellt.
Die zivile Seenotrettung wird vor allem aus Italien massiv behindert.
Und die Helfer von den Rettungsschiffen werden kriminalisiert und bedroht.
Auf Videos sehen wir die Realität, die Flüchtlingstragödien vor der libyschen Küste. Konkretes Beispiel: Die Helfer vom Rettungsschiff “Sea Watch 2” werden von der Besatzung libyscher Küstenwachschiffe massiv bedroht, weil sie Flüchtlinge vor dem Ertrinken retten wollten. Die Besatzung der Küstenwachschiffe aber retten nicht etwa die Menschen vor dem Ertrinken, sondern man kann auf dem Video sehen, dass sie die Hilfesuchenden sogar vom Schiff wegstoßen. Das ist Mord!

Wir wollen uns damit nicht abfinden. Denn nicht die Flüchtlinge sind das Problem, sondern die Verursacher für dieses Elend. Wir können es alle wissen. Afrikanische Länder werden ausgeplündert oder ihre Wirtschaft wird durch europäische Exporte zerstört. Korrupte Politiker, die dem Westen genehm sind, werden finanziell unterstützt. Und zur Machtsicherung verkauft der Westen Waffen aller Art. Seit Jahrzehnten auch von Kassel aus, Krauss-Maffei Wegmann, Rheinmetall und die Kampfpanzer Leopard II. sind einige Stichworte dafür. Und seit Jahrzehnten kämpfen wir hier gegen das Morden, das von Kassel ausgeht. Und wir werden auch nicht aufhören!
Denn das Morden hält immer noch an.

Wir wissen also das alles, kennen die Zusammenhänge, die weltweit zu dem Elend so vieler Menschen führen. Menschen, die unter Krieg und Zerstörung leiden, denen die Existenzgrundlagen weggenommen werden. Durchs Internet können sie sich informieren, sie sehen, wie Menschen in anderen Ländern recht friedlich und gesichert leben können. Es ist doch nicht verwunderlich, dass sie dorthin kommen wollen!

Dazu kommen die Konsequenzen der Klimakatastrophe, von denen mein Vorredner gerade eindringlich gesprochen hat. Die Klimakatastrophe ist ja ein Teil der Zerstörung unserer Welt.
Ich finde, unsere Proteste gegen die herrschenden Zustände, mit denen wir uns nicht abfinden werden, gehören zusammen!
Wir können von der Bewegung “Friday for future” lernen. Ihre neuen Formen, ihre Kreativität, ihre große Ernsthaftigkeit, verbunden mit viel Spontaneität, haben Menschen wachgerüttelt.
Vielleicht schaffen wir es, gemeinsam etwas weiter zu entwickeln, für eine andere Klimapolitik, für eine Friedenspolitik statt ständiger zerstörerischer Aufrüstung, für eine gerechtere, solidarische Welt.
Dann müssten die Menschen auch nicht mehr millionenfach fliehen. Solange sie aber noch fliehen müssen, ist es unsere verdammte Pflicht, sie aufzunehmen und ihnen Asyl zu gewähren. Und nicht, wie der Innenminister Seehofer über den Abschiebeknast nachzudenken!
Wir unterstützen deshalb die “Seebrücke” und fordern, dass auch Kassel zu einem “Sicheren Hafen” wird!
Zum Schluss erinnere ich nochmals an die “Erklärung der Menschenrechte”. Der Artikel 14 sagt eindeutig: “Jeder Mensch hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgungen Asyl zu suchen und zu genießen.”

Und wir sagen:

“Kein Mensch ist illegal”
Grenzen auf für Flüchtlinge, Grenzen zu für den Waffenhandel!

Lasst uns gemeinsam, jung und alt, für eine bessere Zukunft, für eine lebenswerte Welt kämpfen!


Toni: Rede im Namen des FFF-Kassel auf dem Ostermarsch den 22.04.2019

Guten Tag Kassel!

Wir können stolz sein, dass wir heute hier stehen und zusammen gegen Waffen demonstrieren. Zusammen sagen wir “NEIN” zu Waffen! Ich möchte mich erstmal kurz vorstellen. Ich bin Toni und komme von Fridays for Future. Fridays for Future kämpft gegen den Klimawandel. Und heute auch gegen Waffen. Denn Kriege sind auch ein großes Problem für die Umwelt.

Wir alle sind heute da um der ganzen Welt zu sagen: “Hört auf Waffen zu produzieren! Hört auf mit den Kriegen! Es soll überall Frieden herrschen!”
Wozu brauchen wir Waffen? Für die Sicherheit des Landes? Nein, sondern für den Kapitalismus. Nicht für den Kapitalismus des Landes, sondern für die Politiker. Dieses Geld, was das Land durch Waffenexporte bekommt, landet nicht beim Volk, sondern in der Hosentasche der Politiker. Wir möchten kein schmutziges Geld, womit getötet wird.
Es reicht mit dem Krieg, es reicht mit dem Rassismus und dem Hass! Die Waffen sollen vernichtet werden und aus der Geschichte gelöscht werden! Wir möchten nicht, dass unsere Kinder und Enkelkinder sowie alle kommenden Generationen, den Krieg und den Hass kennenlernen! Und das ganze warum? Wegen Geld? So viel Geld durch Kapitalismus, aber nichts für die Bildung.
Der deutsche Bildungsetat ist der 22. größte von 28 EU-Staaten - das wirkt sich auch auf die Qualität der Schulen aus. Deutschland hat in 2015 rund 127 Milliarden Euro in Schulen und Universitäten gesteckt. Das klingt nach einer Menge, ist aber einer der schlechtesten Werte in der Europäischen Union. Denn gemessen an unseren gesamten Staatsausgaben haben wir damit nur 9,6 Prozent in die Bildung investiert. Es wird eine große Menge Geld für die Waffenproduktion ausgegeben und nur ein kleiner Anteil für die Bildung. Das ist beschämend! Wo ist denn das ganze Geld hin? Wir sind nicht blind! Wir sind nicht doof. Wir sehen was in der Welt passiert! Da muss jetzt ein Ende sein.

Als ich klein war, dachte ich diese Welt wäre der Himmel. Aber so ist es nicht. Diese Welt ist die Hölle, wurde von uns, von den Menschen zur Hölle gemacht. Als ich den Hass, den Krieg, den Rassismus, und die Lügen der Politiker kennengelernt habe, war es mit meiner Kindheit zu Ende! Und ich habe angefangen dagegen zu kämpfen. Ich habe angefangen für ein besseres Leben der Menschheit zu kämpfen. Und das tun wir alle. Das ist worauf wir alle stolz sein können. Wir können stolz sein, dass wir gegen; Waffen, Rassismus, Krieg, Hass, Lügen, Kapitalismus usw. kämpfen! Letztens war die FFF auf einem CleanWalk, und auf der Wiese in der Aue sah ein Kind, dass wir Müll sammelten. Das Kind war nicht mal vier Jahre alt. Und das Kind fragte seinen Vater: “Papa, warum gibt es eigentlich so viel Müll?” Beschämend! Ich würde nicht mal antworten können. Und was würden wir diesem Kind antworten, wenn das Kind später noch älter ist und fragt: “Warum gibt es Waffen? Warum gibt es Kriege”. Das Kind haben wir schon mit dem Müll enttäuscht, lasst uns bitte Ihn noch nicht mit dem Krieg und den Waffen enttäuschen.

Manche sind stolz darauf, dass das Land gut abgesichert ist, dass die Armee gut kämpft, dass die Waffen genial sind. Wie kann man darauf stolz sein? Auf etwas, was den Mensch tötet, was die Mütter und Väter zum Weinen um ihre Söhne bringt, die Soldaten sind. Wie kann man darauf stolz sein? Das ist nichts mehr als eine Krankheit! Kein Mensch will den Krieg und die Waffen, aber trotzdem ist die Welt bzw. Das Volk still. Trotzdem sagt keiner was dazu, sondern wir lassen die Politiker tun was sie wollen. Damit soll jetzt Schluss sein!

Kriege zerstören die Umwelt;
Irak und Afghanistan

Ein Irak-Krieg bedeutet nicht nur den Tod von vielen Tausend Menschen, er bedeutet auch zusätzlich Klimabelastung und Umweltzerstörung. Schon der Aufmarsch von jetzt 100.000 US-Soldaten mit ihren Fahrzeugen und ihrem Kriegsmaterial setzt große Mengen an CO2-Treibhausgasen frei. Vielen Menschen sind noch die monatelang brennenden Ölfelder des letzten Golfkrieges in Erinnerung. Damals wurden 340.000 Menschen ermordet. Mehr als zwei Jahrzehnte Krieg in Afghanistan haben nicht nur Millionen Menschen das Leben gekostet, sondern auch die Lebensgrundlagen von Millionen Überlebenden zerstört.

“Mehr als 80 Prozent des afghanischen Volkes leben in ländlichen Regionen, und ihre wichtigsten Ressourcen sind Wasser für die Bewässerung sowie Bäume für Nahrung und Brennholz - das ging in nur einer Generation verloren”
Satellitenbilder belegen die dramatische Entwicklung. So zeigten Aufnahmen von 1977 in den nördlichen und östlichen Gegenden des Landes noch Wälder. Auf Bildern von 2002 waren sie verschwunden. Ursache dafür ist der Zusammenbruch der Energieversorgung und der öffentlichen Ordnung. Im sehr trockenen Afghanistan können meist nur die Regionen nahe den Flussebenen landwirtschaftlich intensiv genutzt werden. Dafür sind ausgeklügelte Kanalsysteme Voraussetzung. Viele dieser unter- und oberirdischen Kanäle sind unbrauchbar geworden, zum Teil, weil sie bei Kämpfen zerstört wurden, zum Teil, weil die Menschen aus den Dörfern flohen und niemand für die Instandhaltung sorgte. Wasser ist das wichtigste Gut für das Wohlergehen der Menschen in den Städten. In afghanischen Städten haben Anfang 2003 nur 12 Prozent der Städter eine ausreichende Wasserversorgung. Große Teile des städtischen Trinkwassers sind mit Bakterien belastet. Hauptsächlich Kinder sind die Leidtragenden. Auch die Tierwelt Afghanistans hat unter den Kriegen gelitten. Felle der vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden werden in Kabul feilgeboten und sibirische Kaninchen wurden seit 1986 nicht mehr gesehen.

Syrien
Verbrannte Wälder, kontaminierte Böden und vergiftetes Grundwasser. Kriege fordern nicht nur Menschenleben, sondern haben auch fatale Folgen für die Natur. Wenn ein Krieg vorbei ist, hat er nicht nur das Leben vieler Menschen, sondern auch deren Lebensraum oft dauerhaft zerstört. Durch den Einsatz von Uranmunition gelangen Schadstoffe in Gewässer und Böden. Auch Fassbomben sind – etwa in Syrien – ein großes Problem. Im Gegensatz zu Häusern und Straßen, die innerhalb weniger Monate wiederaufgebaut werden können, ist die Umwelt oft viele Jahre zerstört.

In manchen Ländern ist die Rückkehr in die einstigen Konfliktgebiet aber auch noch Jahrzehnte später gesundheitsgefährdend. Umweltzerstörung infolge von Krieg bedeutet oft, dass die Überlebenden auch Jahrzehnte nach Kriegsende nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Wie viele Jahre oder Jahrzehnte die Natur brauchen wird, um sich von den Spätfolgen des Krieges zu regenerieren, ist nicht nur in Syrien unklar.

Vietnam
Problematisch ist, dass es viele Fälle gibt, die sich nicht eindeutig zuordnen lassen. Im Vietnamkrieg setzen die Amerikaner beispielsweise die Chemikalie „Agent Orange“ ein, die nicht nur die Wälder entlaubte, in denen sich die Gegner versteckten, sondern zugleich auch die Landwirtschaft der Zivilbevölkerung zerstörte. Doch nicht nur chemische, auch konventionelle Waffen können schwere Umweltschäden anrichten. Zum Beispiel Uranmunition.

Wir brauchen keine Waffen! Wir wollen den Frieden! Die Kriege zerstören die Umwelt, die Flora und die Fauna sowie uns selbst! Nein zu Waffen! Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit. Und nochmal wir können stolz sein, dass wir gegen Waffen kämpfen!