Pressemitteilung vom 18. Januar 2022
Die documenta 15 und der Antisemitismusvorwurf
"Die Rampe" von der Künstlerin Nele Bode, Mahnmal gegen Deportation und Vernichtung auf dem Campus an der Moritzstraße in Kassel, Foto: Dietmar Walberg
Das Friedensforum Kassel verurteilt die Angriffe des sogenannten "Bündnisses gegen Antisemitismus (BgA)" auf die documenta 15. Es sieht darin auch einen gefährlichen Angriff auf ein kritisches Kunstverständnis.
Mit Recht kritisieren Kommentare in den Medien die "maßlosen Übertreibungen", die "nicht weiterhelfen". Die geradezu reflexhafte "Brandmarkung"(HNA) jedes kritischen Diskurses über die israelische Staatspolitik als "antisemitisch" behindert durch die Sinnentleerung dieses Begriffes den wirklichen Kampf gegen den virulenten Antisemitismus in unserer Gesellschaft.
Auch wir sind der Meinung, dass allen Formen von Rassismus und Antisemitismus entschieden entgegengetreten werden müsse. So verhinderte beim Anschlag auf die Synagoge in Halle nur der reine Zufall einen Massenmord. Öffentliches jüdisches Leben ist nicht mehr ohne Polizeischutz denkbar. Diese Atmosphäre des Hasses gedeiht in einem Umfeld rassistischer Gewalt, die zum Antisemitismus gehört wie der „Finger zur Hand" (Daniel Goldhagen). Wir müssen alle Kräfte gegen die rechte Gewalt mobilisieren, was ja gerade in Kassel - aus gegebenem Anlass! - immer wieder geschieht.
Ein Wort noch zu den Protagonisten der Vorwürfe: Sie denunzieren zwar die documenta 15, im praktischen Handeln gegen Rassismus und Antisemitismus, selbst beim Gedenken zu den Novemberpogromen oder zur Erinnerung an die Deportation der Kasseler Juden am 9. Dezember wurde das BgA jedoch nicht gesichtet! Stattdessen demonstrieren sie gegen das Hiroshima-Gedenken, den Antikriegstag und Flüchtlingsaktionen (documenta 14). Wie das den Kampf gegen Antisemitismus voranbringt, bleibt ihr Geheimnis!
Für das Kasseler Friedensforum
Geert Platner