#KeinGradWeiter
Klimastreik in Fritzlar, 25.09.2020
Das Kasseler Friedensforum unterstützte die Demonstrationen in Kassel und Fritzlar.
Der nachfolgende Redebeitrag des Kasseler Friedensforums wurde in Fritzlar gehalten und erläutert den Zusammenhang zwischen Aufrüstung, Kriegen und Klimawandel.
Hallo Fridays for Future in Fritzlar,
es besorgt mich zutiefst mit ansehen zu müssen, wie die Klimaveränderungen sich immer dramatischer auswirken. Die Welt brennt - im wahrsten Sinne des Wortes! Es wird allerhöchste Zeit schnell und effektiv zu handeln! Ich bin froh, dass Fridays for Future, Extinction Rebellion, Ende Gelände, Klimagerechtigkeit und viele andere Gruppen eine positive Veränderung vorantreiben wollen! Ohne euch sähe die Welt noch viel trostloser aus! Danke für euer Engagement!
Wisst ihr, dass auch das Militär zu den größten Klimakillern der Welt gehört?
Im vergangenen Jahr wurden erstmals zwei wissenschaftliche Studien über die CO2-Emissionen des US-Militärs veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass das Pentagon im Haushaltsjahr 2018 zu den 50 größten Kohlendioxid-Verursachern der Welt gehört. Die Emissionen des US-Militärs sind demnach größer als die von Dänemark, Schweden oder Portugal. (1)
Auch die weitaus weniger aktive Bundeswehr ist nicht gerade klimafreundlich. Allein ein Leopard-2-Panzer verbraucht beim Manöver 530 Liter Sprit auf 100 km.
Zum Vergleich: Ein eher sparsames Auto braucht 5 Liter auf 100 Km.
Ein weiteres Beispiel:
Ein Tornado-Kampfflugzeug der Bundeswehr schluckt sogar zwischen 2.250 und 7.500 Liter Flugbenzin pro Stunde. (2)
Dennoch spielt das Militär als Klimakiller in den weltweiten Klimaverhandlungen und den Vereinbarungen von Kyoto und Paris zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes keine Rolle. (3)
Dabei befinden sich Militarisierung und Aufrüstung weltweit im Aufwärtstrend. Im Jahr 2019 wurden 1917 Milliarden US-Dollar für das Militär ausgegeben. An der Spitze stehen die USA und China. Aber keines der 15 Länder die, die höchsten Militärausgaben haben, hat seinen Militäretat prozentual so stark erhöht wie Deutschland. (4)
Rund 50 Milliarden Euro hatte die Bundesrepublik im November 2019 für den Militärhaushalt 2020 vorgesehen. (5)
45 Milliarden werden tatsächlich ausgegeben. (6)
Für das Klimapaket wurden für die Jahre 2020 bis 2023 jedoch nur 62 Milliarden Euro veranschlagt. (7)
Dem Militär wird damit eine viel höhere Priorität als dem Klima eingeräumt!
Das muss sich dringend ändern! Wir müssen uns vehement dafür einsetzen, diese riesigen Summen, die für Militär ausgegeben werden, zu reduzieren.
Es ist keine neue Erkenntnis, dass mit der Aufrüstung die Kriegsgefahr steigt! Und natürlich fehlen die Gelder des Militäretats für Soziales und nicht zuletzt für zukunftsweisende Umwelt- und Klimaprojekte!
Abrüstung ist zudem für eine gute internationale Kooperation unbedingt notwendig. Der konstruktive Dialog ist sogar die Voraussetzung für einen erfolgreichen global organisierten Klimaschutz.
Aber leider wird unsere Welt immer gefährlicher: Die Gewinnung und der Transport fossiler Rohstoffe erfordern eine imperiale Machtpolitik. Das heißt: Um die Rohstoffquellen und die Versorgung über Tankschiffe und Pipelines zu sichern, wird eine militärische Drohkulisse vor allem durch die USA, die Nato und zunehmend auch durch die EU eingesetzt – und letztendlich werden dafür auch Kriege geführt wie im Irak, in Afghanistan, Libyen und Syrien.
Zudem spitzen sich die direkten Konflikte zwischen der Nato und Russland und der Nato und China zu. Das ist äußerst gefährlich, da hier Atommächte aufeinanderstoßen könnten.
Der Einsatz auch nur eines Bruchteils der heutigen nuklearen Waffenarsenale, die offiziell der "Abschreckung" dienen sollen, würde nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern eine sofortige Klimakatastrophe, einen "atomaren Winter", auslösen und zu Hungerkatastrophen führen, die gleichbedeutend mit dem Ende unserer Zivilisation wären. (8)
Einen Eindruck von einer Nato - Machtdemonstration konnte man auch hier in Fritzlar Anfang des Jahres bekommen. Fritzlar wurde beim Nato-Großmanöver Defender 2020 zum großen Umschlagplatz für den Transport von Kriegsgerät an die russische Grenze. (9)
Es darf nicht sein, dass die Mächtigen dieser Erde ihre Interessen mit militärischer Stärke auf Kosten von Menschenleben und Umweltzerstörung durchsetzen!
Unsere Postion ist, dass friedliche Lösungen erarbeitet werden müssen. Wir brauchen eine Wirtschaftsweise, die Mensch und Natur schützt und nicht auf Wachstum, Konkurrenz und Profit basiert.
Ein Weitermachen wie bisher ist selbstzerstörerisch, führt zu mehr Demokratieverlust, Rechtsradikalismus, Armut, Klima- und Umweltkatastrophen, - ein Weitermachen führt zu noch mehr Flucht und Krieg.
Wir benötigen ein breites gesellschaftliches Bündnis, ein starkes Netzwerk aus Umweltaktivisten, Friedensbewegung, sozialer Bewegung, Gewerkschaften, Flüchtlingsinitiativen, Kirchen und anderen Menschen und Gruppen, die sich für eine bessere Welt einsetzen.
Ihr seid auf einem guten Weg. Fridays for Future ist international. Das ist gut so!
Wir fangen natürlich auch bei uns selbst an, fahren z. B. Fahrrad anstatt Auto oder verzichten auf Flugreisen, aber vor allem müssen wir die Regierungen durch Druck von unten vor uns her treiben.
Eine bessere Welt ist möglich! Nicht nur der Krieg beginnt hier, sondern auch der Frieden und eine lebenswerte Zukunft im Einklang mit der Natur.
Ein Beitrag von Birgit
Quellen:
1-
https://www.ndr.de/nachrichten/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/Klimakiller-Militaer,streitkraefte616.html2-
https://www.klimareporter.de/international/militaer-ist-toedlich-auch-fuer-umwelt-und-klima3-
https://www.solarify.eu/2019/07/01/943-klimakiller-militaer/4-
https://www.dw.com/de/sipri-deutschland-steigert-r%C3%BCstungsausgaben-deutlich/a-532314505-
https://www.tagesschau.de/inland/militaerausgaben-deutschland-nato-101.html6-
https://www.bmvg.de/de/themen/verteidigungshaushalt7-
https://blog.mcc-berlin.net/post/article/das-deutsche-klima-finanzpaket.html8-
https://www.klimareporter.de/gesellschaft/atomkrieg-braechte-weltweite-duerren9-
https://www.kasseler-friedensforum.de/554/vortraege/Gegen-das-NATO-Kriegsmanoever-Defender-2020/Bilder:
